Sie sagt: „Lass uns in die USA fliegen, meine Tochter lebt in Los Angeles!“
Er sagt: „Wie stellst Du Dir das vor? Wie willst Du dahin kommen?“
Sie: „Na, mit dem Flugzeug.“
Er: „Könnte gefährlich werden, oder?“
Sie, fast mitleidig: „seit wann ist fliegen denn sooo gefährlich?“
Er sagt: „naja, Du musst da 15 Stunden sitzen, die Treppen hochlaufen und ohne Rollator klarkommen.“
Sie sagt: „Oh, das wäre tatsächlich zu anstrengend“ nach einer Weile: „ich bin ja auch schon recht alt und gesundheitlich sehr angeschlagen. Das vergesse ich immer“, weiteres Schweigen. Sie richtet sich auf, schlägt mit der flachen Hand auf die Lehne. „Und deshalb lebe ich noch! Weil ich einfach immer wieder vergesse, wie krank und wie alt ich bin!“ Sie lächelt zufrieden.
Das war der Moment im Altenheim, als sie nach einer schweren OP im Rollstuhl saß. Jede Bewegung ängstigte sie, ein halbes Abenteuer, aus dem Bett gehievt zu werden und immer wieder die Schmerzen. An einem Dienstag kam ein Freund zu besuch. Sie freute sich, stand auf und gab ihm die Hand. Fast erschrocken stellte sie fest „ich stehe ja. Ich kann stehen!“ Die Freude war groß. Für diesen Moment hatte sie die OP, die Schmerzen und all die Begrenzungen einfach vergessen. Von da an traute sie sich wieder mehr zu. Schließlich lief sie allein am Rollator und kam langsam sogar ohne Hilfe auf die Füße. Sie wurde immer flinker und freute sich über ihr Rezept „einfach vergessen“.
Im Jahr 1979 startete die Psychologin Ellen Langer ein Experiment. Sie und ihre Student:innen hatten ein Kloster so hergerichtet, als sei die Zeit im Jahr 1959 stehen geblieben. Die geladenen Gäste, um die 80 Jahre alt und teils fast blind, waren umgeben von Möbeln, Zeitschriften, Filmen aus den 50er Jahren. Spiegel gab es nicht. Auch fehlten die helfenden Hände, auf die sie sonst angewiesen waren. Nach zwei Tagen bewegten sich die betagten Gäste wieder so, wie vor 30 Jahren, als sie 50 Jahre alt waren. Sie brachten sich gegenseitig das Essen, diskutierten angeregt das politische Geschehen (Fidel Castro rückte nach Havanna vor) und sahen Filme in schwarz-weiß. Nach einer Woche waren ihr Seh- wie Hörvermögen wesentlich verbessert. Sie fühlten sich gut und hatten „einfach vergessen“.
Natürlich können wir nicht auf Kommando mal eben all das vergessen, womit wir uns einschränken. Möglich ist jedoch, sich unserer eigenen Einschränkungen, unserer Blockaden bewusst zu werden und das eigene Leben leichter zu gestalten.
Ich unterstütze Sie gern im Coaching, Ihre persönlichen Blockaden kennen zu lernen, zu überwinden und neue Strategien zu entwickeln.